Halle (Saale) Umland Rückwanderer

Unser Gedenkbuch für die Toten des Holocaust in Halle

Gedenkbuch Halle


Datensatz drucken
Name: Schwab 
Bild zum Datensatz:
Julius Schwab

Kommentar:
Margarete Pauline und Julius Schwab
(aus Familienbesitz)
Margarete Pauline und Julius Schwab
(aus Familienbesitz)
Vorname: Julius 
Geburtstag: 14.02.1890 
Geburtsort: Berkach (Thüringen) 
Privatadresse: Merseburger Str. 166 (1921-1935), Delitzscher Str. 12/13[1] 
letzte Adresse: Niederlande, Zwanenburgwal 34, Amsterdam[2] 
Beruf: Kaufmann, Vieh- und Pferdehändler, Großviehhandlung "Gebrüder Schwab OHG", Inh. Julius Schwab & Eliazar Pinto. 
Verwandtschaft: Eltern:
Max Schwab, Viehhändler (1858 Berkach, Rhön -1925 Halle);
Johanna Schwab geb. Lustig (1861 Unsleben, Bayr. Rhön-1928 Halle)
Die Brüder Emanuel (1853 Berkach –1920 Halle), Max und Hermann (1863 Berkach-1927 Halle) kamen von dort nach Halle. Seit 1893 wohnten Julius Schwabs Eltern in Halle und erbauten den Firmensitz in der Delitzscher Straße 12/13. Hier war am 06.12.1892 die "Großviehhandlung Gebr. Schwab OHG" gegründet worden.[4] Max und Johanna Schwab konnten infolge der günstigen Geschäftsentwicklung ein Grundstück erwerben, auf dem ab 1912 die "Villa in der Merseburger Straße 166" entstand.[5]
Ehefrau:
Margarete Pauline Schwab geb. Günther (geboren 1897, gestorben 1988 in Halle), 15.02.1930: Übertritt zum Judentum[6], Heirat: 23.02.1930[7], gemeinsame Einsegnung am 29. 03.1930 in der Synagoge zu Halle[8]
Söhne:
Zwillinge Günther und Max Schwab, geboren am 01.03.1932 in Halle, Günther (1932 Halle- November 1996, Tod infolge eines Autounfalles), beide promovierte Dipl. Geologen, Günther war tätig bei der Akademie der Wissenschaften der DDR, Präsident des Landesamtes für Bergbau und Geologie Brandenburgs[9], Max war als Geologe Professor an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. "Max Schwab befasste sich mit der Geologie der Umgebung von Halle und der Geologie und Tektonik des Harzes und ist Mitverfasser einer Monographie über die Geologie von Sachsen-Anhalt."
"1997 erhielt er die Hans-Stille-Medaille. 1999 wurde er Ehrenmitglied der Geologischen Vereinigung. Er ist Mitglied der Leopoldina."[10]
Schwester:
Selma Appel geb. Schwab, Tod im KZ
Cousin und Cousine - Hermanns Kinder:
Fritz (1891 Meiningen-1943 KZ Auschwitz) emigrierte mit seiner Tochter Liliane von Halle über die CSR nach Belgien. Seine zweite Ehefrau Zlata (1904 Lodz-April 1943 Tod im KL Auschwitz) floh über Hamburg, Paris zu ihm, die beiden Töchter Edith und Margit fanden mit E. Pintos Hilfe und der niederländischer jüdischer Pflegefamilien von Leipzig über die Niederlande zu ihren Eltern. Fritz und Tochter Edith wurden gemeinsam nach Auschwitz deportiert,[11] später Zlata mit den beiden anderen Töchtern.[12] Kurt (1892 Meiningen- 1942 Tod im KZ Auschwitz), Transport IV am 18.03.1942 von Mechelen[13], Ankunft am 20.03.1942, seine Kinder Herma (1928 Hamburg) und Gerd Hermann (1929 Hamburg) wurden ins KZ Riga deportiert und dort am 09.12.1941 ermordet.[14] Ilse Bella geboren 1897 Halle. Sie heiratete 1917 Eliazar Pinto (07.03.1884-Winschoten, Groningen,-30.04.1946 Rijswijk), einen holländischen jüdischen Viehhändler. Sie starb am 5. Juli 1947 in Voorburg / Niederlande durch Suizid.[15] 
weitere Lebensdaten: Nach dem Abitur studiert J. Schwab ein Semester Jura, dann beginnt er 1917 den Viehhandel, 1923-1939 werden er und Hermanns Schwiegersohn Eliasar Pinto persön lich haftende Gesellschafter der Gebr. Schwab OHG in Halle/Saale; 1932-1939 ist er im Vorstand der Jüdischen Gemeinde zu Halle, Dezernent für das Fürsorge-Wesen, in dem halleschen jüdischen Hilfsverein Bikur Cholim (hebr. "die Krankenbesuchen")[16]. Seit 1933 folgten ständige Vermögensverluste der Firma durch Zwangsverkäufe von Grundeigentum [Berlin, Merseburg und Halle] sowie finanzielle Verluste durch Restriktionen im Viehhandel. 1937 wurde die Firma vom Berufsverbot für nichtjüdische Viehhändler betroffen. Nachdem Julius Schwab im Juli 1938 das Geschäft bei der halleschen IHK abmelden muss, wird er zu Arbeitseinsätzen (Erdarbeiten) aufgefordert. Nunmehr bemüht er sich intensiv beim US-amerikanischen Konsulat um ein Affidavit zur Einreise in die USA. Da er keine Verwandten in den USA hat, findet sich erst nach Suchen ein hilfsbereiter US-amerikanischer Bürge. Julius Schwab erhält für sich und seine Familie die Wartenummern 47035-47038. Dann wird er vom 10.11.-26.12.1938 in "Schutzhaft" im KZ Buchenwald genommen,[17] Das US-amerikanische Konsulat rät seiner Ehefrau angesichts der hohen Wartenummern und der damit verbundenen jahrelangen Wartezeit zunächst zu einem Exil in die Niederlande. Das ist die NS-Bedingung für die Entlassung aus dem KZ Buchenwald. Darum hat Julius Schwab in seiner KZ-Haftzeit einen Deutsches-Reich-Reisepass beantragt. Dieser erzwungene Antrag schließt nach der NS-Gesetzgebung die Beschlagnahme seines Vermögens und die Ausbürgerung ein. Damit wird Julius Schwab im Laufe des Jahres 1939 staatenlos. Das Reichsgesetzblatt November 1939 enthält seinen Namen in der Liste der Ausgebürgerten.[18] Am 28. 01.1939 erfolgt die Zwangsemigration in die Niederlande [19]. Danach folgen dort zunächst die Internierung und eine Wohnung in Amsterdam. 1941 zerschlägt der Tod des US-amerikanischen Bürgen die Ausreise-Pläne. Von 1939-1942 arbeitet er als Hausdiener/Butler, im September 1942 muss er in eine kurze Haft ins KL Westerbork. Transport ins KL Auschwitz-Birkenau: Transport-Liste A, Nr. 22, dortige Ankunft am 17.09.1942; am 15.09.1942 beim Halt in Halles Güterbahnhof Zuruf an einen Eisenbahner, seine Frau zu grüßen. Der Gruß wird überbracht. Gedenken: Gedenktafel auf dem jüdischen Friedhof, Humboldtstr. 52, Yad Vashem 27 "In Memoriam Nederlandse Oorlogsslachtoffers", "Digitaal Monument Joodse Gemeenschap in Nederland"[20] 
Todesort: KL Auschwitz-Birkenau 
Todesdatum: 17.09.1942, Todeserklärung[21] 
Quelle(n): [1] Schwab, Max, Gedenkblatt Julius Schwab, E-Mail v. 09.04.2014 an V. Winkelmann und HA 38
[2] Joods Monument (20.07.2008 Julius Schwab)
[3] vgl. Anm. 1
[4] vgl. Sabine Schwab: Lebenslinien, Erinnerungen an die Familien Gembicki / Kemlinski und Schwab, Fassung 17.04.2014, Kapitel 2.2.3. Hermann Schwab und die Gebr. Schwab Viehhandlung
[5] vgl. Anm. 1
[6] Wochenblatt f. d. Synagogenbezirk Halle a. d. S., Nr. 182, v. 21. 02.1930, S. 137
[7] Wochenblatt f. d. Synagogenbezirk Halle a. d. S., Nr.183, v. 28.02.1930, S. 143
[8] Wochenblatt f. d. Synagogenbezirk Halle a. d. S., Nr. 188, v. 04.04.1930, S. 181. AB 2, (286) v. 07.11.1938
[9] vgl. Anm. 1
[10] http://de.wikipedia.org/wiki/Max_Schwab_(Geologe)
[11] Klarsfeld/Steinberg o. J. (?1982), S. 480
[12] ebd.
[13] BArch (15.07.2014)
[14] vgl. Anm. 1, BArch (15.07.2014 Schwab, Herma und Gerd Hermann)
[15] vgl. Sabine Schwab: Lebenslinien, Erinnerungen an die Familien Gembicki / Kemlinski und Schwab, Fassung 17.04.2014, Kapitel 4.4
[16] Schwab, Sabine: E-Mail v. 01.05.2014
[17] Schwab, Max: E-Mail v. 03.05.2014
[18] vgl. An. 1
[19] LHA Sachsen-Anhalt, Abt. Merseburg, Rep. C 48 I f - Regierung Merseburg, Gewerberegistratur -Nr. 91, S. 73
[20] vgl. Anm. 1
[21] vgl. Anm. 14, BArch (15.07.2014 Julius Schwab)
Czech, Danuta (1989): "16. September 1942. Mit einem Transport des RSHA aus Holland sind 902 jüdische Männer, Frauen und Kinder aus dem Lager Westerbork eingetroffen." 836 von ihnen wurden in den Gaskammern getötet. 
letztes Update: 25.10.2014 19:29:57 

Logo der Stadt Halle (Saale)
© Volkhard Winkelmann und ehemaliges Schülerprojekt "Juden in Halle" (1993-2003) des Südstadt-Gymnasiums Halle      © Online-Präsentation: Christina & Steffen P.
Letzte Projekt Aktualisierung: 10.06.2018   Anzahl der Datensätze: 434   technischer Stand: 2024-02